Eindrücke & Ansichten von Ewald aus Minden [1]
Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es den Hof Klanhorst, eine Einrichtung Sozialer Landwirtschaft für geistig behinderte Menschen. Das ländliche Anwesen in Raderhorst [2] wird von der Diakonie betrieben.
Ewald, ein Bekannter aus Minden, hatte an einem Tagesbesuch in Klanhorst teilgenommen.
Seine mitgebrachte Wahrnehmung: Die Natur, das Leben auf dem Hof wäre auch für viele sozial Betroffene genau das Richtige. Denn die Menschen blühen dort richtig auf.
Diakonie Stiftung Salem - Hof Klanhorst [3]
Mindener Tageblatt (2010) - Hoffest [4] | Afrikaner besuchen Klanhorst [5]
Eindrücke aus der Social Farming-Praxis
Ewald ist schon längere Zeit regelmäßiger Besucher des City-Centers (jetzt E-Werk [6]). Von Tagesbesuchen wie in Klanhorst kennt er viele Einrichtungen des Diakonischen Werkes Minden [7]. Er ist ein erfahrener, teilweise auch kritischer Nutzer sozialer Angebote.
Als wir uns Anfang Februar 2008 über die MALZ-Idee Ökodorf (inzwischen in Soziales Dorf im Mühlenkreis umbenannt) unterhalten, ist er spontan davon angetan. Er berichtet schließlich in wenigen Sätzen vom Besuch der Einrichtung Hof Klanhorst, wo geistig behinderte Menschen leben und arbeiten.
Er sagt, man könne sehen, daß es den BewohnerInnen gut tut, dort zu sein. Nach seiner Wahrnehmung blühen sie durch das Leben in der Natur förmlich auf.
In Klanhorst wird ökologisch ge-landwirtschaftet
Auf dem Hof nahe Petershagen wird ökologisch (Bioland-Qualität) gewirtschaftet. Die Erzeugnisse Eier, Gemüse, Getreide, Honig, Kartoffeln, Milch und Obst werden in den Einrichtungen der Diakonie im Raum Minden-Petershagen verwertet.
Interessanterweise findet man auch auf Klanhorst einen Hofladen [8]. Dessen Angebotspalette wird, wie man am Eintrag im Hofladenportal [9] sieht, durch Zukäufe erweitert und damit für Biokunden attraktiver gemacht.
Die Erkenntnis jenseits von Berührungsängsten im Denken
Interessante Beobachtungen vom Alltag der ländlichen sozialen Arbeit [10]. Sicher, auf dem Bauerngut leben geistig behinderte Menschen. Derart schwere Erkrankungen sind nicht vergleichbar mit der Betroffenheit und den meist depressiven Belastungen von Arbeitslosen in ALG2.
Bei den Menschen auf Klanhorst geht es darum, mit der Krankheitsbelastung leben zu können. Bei sozial Benachteiligten dagegen muss das Ziel sein, chronische Krankheitslasten abzubauen, damit sie wieder mit Lebensfreude, aktiv und selbstbewusst am bundesdeutschen Alltag teilnehmen zu können. Dazwischen liegen schon Welten.
Und trotzdem ist Ewalds Beobachtung meiner Ansicht nach eine beachtenswerte. Denn Mensch ist Mensch. Und vor allem:
Wenn die wohltuende Landwirkung schon bei Schwerstkranken zu sehen ist, dann dürfte sie auf sozial Benachteiligte noch ein deutliches Stück besser ausfallen. Klar, man muss dann die Besonderheiten der Lebenssituation benachteiligter Menschen in vielfältige soziokulturelle Gestaltung eines ländlichen Lebensraumes umsetzen.
Man muss eventuelle eigene Berührungsängste im Denken kurz ablegen, um zu erkennen, dass das Beispiel Hof Klanhorst grundsätzlich auch für Social Farming-Landprojekte für Menschen in Arbeitslosigkeit [11] und Armut [12] spricht.
Seine Visionen von einem sozialen Landprojekt
In der weiteren Unterhaltung geht es um die soziale Dorfidee. Ewald spricht dabei sehr ähnliche Gedanken aus, wie sie mir als Konzeptentwickler bereits durch den Kopf gegangen waren. Seine Vorstellungen in Stichpunkten:
Das gesunde Umfeld, Wohnen in guter nachbarschaftlicher Gemeinschaft [13] - wobei jeder sein eigenes Wohnreich hat, fast genauso wie normales Wohnen in der Stadt - eine Gemeinschaftskantine und andere soziale & kulturelle Einrichtungen, die für alle BewohnerInnen da sind.
Danke für's Mitteilen deiner Hof Klanhorst-Eindrücke, Ewald.
Autor: Detlef Müller [14]
(update 23. September 2012) Gesprächsbeitrag aus der Erinnerung aktualisiert, teilweise neu formuliert.
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