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Deutscher Ärztetag fordert, den gesundheitlichen Folgen von Armut entgegenzutreten
Armut nimmt betroffenen Menschen ein ganzes Jahrzehnt Lebenszeit. BÄK-Präsident: Eine Schande für unser reiches Land.
Hannover/Minden (bäk/sd). Der 116. Deutsche Ärztetag in Hannover hat gefordert, die gesundheitliche Förderung von sozial benachteiligten Menschen zu stärken.
"Es ist eine Schande, dass die Lebenserwartung in unserem reichen Land schichtenabhängig immer noch um zehn Jahre differiert", sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery.
Ärzte könnten sozial benachteiligten Personengruppen speziell Unterstützung bei der Identifikation von Belastungsfaktoren und der Erschließung von Hilfsangeboten bieten. "Alleine lösen können wir das Problem aber nicht. Wir brauchen frühzeitige Hilfe durch Sozialarbeiter, Kindererzieher und Lehrer. Dies bedingt einen Wandel zum Beispiel in der Jugend- und Bildungspolitik und in der kommunalen Jugendbetreuung", so Montgomery.
● Ein Jahrzehnt weniger durch Armut
"Gesundheitliche Ungleichheiten lassen sich in allen Lebenslagen zeigen, vom Beginn des Lebens, bis ins hohe Alter", warnte Prof. Dr. von dem Knesebeck vom Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
In einem Gastreferat auf dem Deutschen Ärztetag wies er darauf hin, dass sich die Lebenserwartung ab der Geburt zwischen Männern, die einer höheren Einkommensschicht angehören, und solchen, die in relativer Armut leben, um 10,8 Jahre zu Lasten der ärmeren Bevölkerung unterscheidet. Bei Frauen beträgt der Unterschied immerhin 8,4 Jahre.
Die Unterschiede in der Lebenserwartung erstrecken sich auf das gesamte Einkommensspektrum. Je niedriger das Einkommen, desto niedriger die Lebenserwartung.
Auch das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen sowie von Fettleibigkeit im Kindesalter und psychischen Auffälligkeiten ist bei ärmeren Bevölkerungsgruppen ungleich größer. Die Unterschiede sind vor allem in den verschiedenen materiellen Lebensbedingungen, der Verteilung von psychosozialen Belastungsfaktoren, Unterschieden des Gesundheitsverhaltens und Faktoren der gesundheitlichen Versorgung begründet.
● Massnahmen für Schwangere, Kinder, sowie
Langzeitarbeitslose, Obdachlose und Menschen ohne Aufenthaltsstatus
Der Deutsche Ärztetag hat deshalb unter anderem gefordert, die Informationen zur Wahrnehmung der Schwangerenvorsorgeuntersuchung zu verbessern und eingehender über die Gefahren des Konsums von Alkohol, Tabak und anderen Substanzen während der Schwangerschaft aufzuklären. Auch an Kindertagesstätten und Schulen soll durch Ausbau von Schuluntersuchungen und Gesundheitsförderungsangeboten die Prävention gefördert werden.
Auch Langzeitarbeitslosen sollen mehr Angebote zur Vorsorge von Erkrankungen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus setzt sich der Ärztetag für den Aufbau eines flächendeckenden Netzes medizinischer Hilfe für Wohnungslose sowie für die angemessene Versorgung von Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus und für eine Stärkung präventiver Angebote für ältere Menschen ein.
● Präventionsgesetz soll Gesundheitsrisiken erfassen helfen
Der Deutsche Ärztetag begrüßte zudem die in dem Entwurf der Regierungskoalition für ein Präventionsgesetz vorgesehenen Maßnahmen zur Stärkung der betrieblichen Gesundheitsförderung. Sinnvoll sei auch, dass die bestehenden Gesundheitsuntersuchungen um die Erfassung und Bewertung gesundheitlicher Risiken und Belastungen ausgeweitet werden sollen. "Durch diese Maßnahmen können besonders belastete und präventionsferne Bevölkerungsgruppen besser identifiziert und entsprechend beraten werden", so das Ärzteparlament.
Der 116. Deutsche Ärztetag tagt vom 28. bis 31. Mai 2013 in Hannover. Videos von der Eröffnungsveranstaltung und von den Plenumssitzungen des Ärztetages können auf der Internetseite der Bundesärztekammer unter www.baek.de abgerufen werden. Folgen Sie der Bundesärztekammer auch auf Twitter ( https://twitter.com/BAEKaktuell ) und halten Sie sich über die Diskussionen des Ärztetages auf dem Laufenden.
Weitere Informationen zu den Auswirkungen von Armut auf die Gesundheit in unserem BÄKground Spezial unter: www.baek.de/downloads/BAeKground_Spezial_Gesundheitliche_Folgen_von_Armut_geschuetzt_.pdf.
Quelle: Bundesärztekammer
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